Der Doge Pietro Tradonico verließ gesättigt und wohlgestimmt die Kirche San Zaccaria. Er schritt durch das Portal, hinaus aus der schwach beleuchteten Kirche in die warme Frühlingssonne, die ihn wärmte und blendete.
Der Campo* war gefüllt mit seinen Untertanen, die versuchten einen Blick auf das Geschehen und ihren Dogen zu erlangen, der nur bei hohen Festlichkeiten (wie an jenem Osterfest) in Prunk und Glanz gesehen werden konnte.
Plötzlich teilte sich in jenem Augenblick die Menge. Menschen wurden geschubst und ein Mann sprang auf Pietro Tradonico zu. Er hatte ein Messer in der Hand: Pietro hatte keine Zeit zu reagieren, genauso wenig wie seine Begleiter. Er war noch träge von dem wohlschmeckenden Osterbankett und geblendet von der starken Frühlingssonne. Das Messer versank in seinem Körper und Schreie waren zu hören bevor sich sein Blick umnachtete und er zu Boden ging.
Mit diesem Mord endete die Regierungszeit des Pietro Tradonico im Jahr 864, eine Zeit die gekennzeichnet war von gewaltsamen Auseinandersetzungen innerhalb der venezianischen Gesellschaft. Der Doge versuchte zwischen den beiden Fraktionen zu vermitteln, wurde jedoch vom Volk als Tyrann abgestempelt und schlussendlich am Osterfest ermordet.
Doch wann begann die Osterzeremonie in San Zaccaria?
Papst Benedikt III besuchte im Jahr 855 das Kloster San Zaccaria. Er war von den jungfräulichen und gottesfürchtigen Klosterschwestern so begeistert, dass er nach seiner Rückkehr nach Rom die gottesfürchtigen Damen als Dank für ihre Gastfreundschaft mit Reliquien „überhäufte“.
Diese Wertschätzung von Seiten des Papstes führte zu einem neuen Brauch in Venedig
Jedes Jahr, nach der Osterzeremonie in der Markusbasilika, begab sich nun der Doge (zuerst zu Fuß, später mit prächtig geschmückten Booten) zu den Klosterschwestern in San Zaccaria. Die erste feierliche Prozession nach San Zaccaria wurde unter dem Dogen Pietro Tradonico durchgeführt (der später vor der Kirche ermordet wird).
Ein königliches Geschenk
Die Äbtissin Morosini, fühlte sich dermaßen geehrt, dass sie zusammen mit den anderen Klosterschwestern beschloss der Republik ein wertvolles Geschenk zu machen: Ein Dogenhorn. Nicht irgendein Dogenhorn, sondern eine Krone aus Gold, die rundum mit 24 birnenförmigen Perlen geschmückt war. An der Spitze befand sich ein Diamant von unvergleichlicher Größe und göttlichem Glanz, zusammen mit einem Rubin, der wie Feuer leuchtete. In der Mitte der Krone befand sich ein Kreuz mit wertvollen Edelsteinen. Dieses wertvolle Geschenk wurde vom Dogen und der Republik dermaßen geschätzt, dass diese Krone von nun an ausschließlich bei der Krönungszeremonie der Dogen verwendet wurde.
Mit einer Ausnahme …
Um die Klosterschwestern nicht der Freude zu berauben die „Zogia“ (so wurde diese Krone fortan genannt) mit eigenen Augen wiedersehen zu können, beschloss man die Zogia jedes Jahr anlässlich der Osterprozession aus der Schatzkammer zu holen und den Klosterschwestern auf einem silbernen Tablett zu präsentieren.
Und wo befindet sich die Zogia heute?
Mit dem Ende der Republik 1797 endete auch die Geschichte der Zogia: Die Epoche der Serenissima war endgültig zu Ende gegangen und so zerstörte man die Zogia, als Symbol für das unwiderrufliche Ende der Seerepublik.
*Platz