Die Stadt Venedig feiert heuer offiziell Ihren 1600. Geburtstag.
Venedig soll am 25. März 421 gegründet worden sein, doch was hat es mit diesem Datum wirklich auf sich?
Denkt doch nur an den 25. März: Ein symbolträchtiger Tag für die Christenheit.
An jenem Tag tritt ein Engel Maria gegenüber und verkündet ihr: „Fürchte dich nicht, Maria; denn du hast bei Gott Gnade gefunden. Du wirst ein Kind empfangen, einen Sohn wirst du gebären: dem sollst du den Namen Jesus geben.“
Maria erfährt, dass sie dazu auserkoren ist, Gottes Sohn zur Welt zu bringen.
Mit dem Beginn ihrer Schwangerschaft am 25. März, der in der Kirche als die „Verkündung des Herrn“ bekannt ist, beginnt das Leben Christus auf der Erde und ebenso das „Leben“ der Stadt Venedig. Venedig hatte sich ein symbolträchtiges Datum ausgesucht.
Und das Jahr 421?
Dieses Jahr wird vom ersten offiziellen Geschichtsschreiber Venedigs (Marcantonio Sabellico) im 15. Jahrhundert aufgenommen, als er über die Gründungsgeschichte der Stadt schreibt. Er selbst gibt zu, dass es Zweifel an den Quellen dieses Datums gibt, doch er glaubt fest an deren Korrektheit und so wird das Jahr 421 zum legendären Gründungsjahr in der offiziellen Geschichtsschreibung der Stadt.
Und was hat es nun wirklich mit dem Jahr 421 auf sich?
1420 brennt der Palazzo della Ragione in Padua. Padua stand seit nunmehr 15 Jahren unter venezianischer Herrschaft. Ein unbekannter Fälscher nutzte diese Gelegenheit um die Legende der paduanischen Gründung Venedigs (im Jahr 421)* in ein offizielles Dokument zu verwandeln und voilà … das Dokument wurde diverse Male kopiert und so das Jahr 421 zum offiziellen Geburtsjahr der Stadt.
M. Sabellico hatte die Gründungsgeschichte zur Zufriedenheit der Stadt niedergeschrieben. Alle offiziellen Geschichtsschreiber nach ihm konnten sich also anderen Themen widmen: So zog sich der feste Glaube an dieses Gründungsjahr durch die Jahrhunderte hinweg bis in die heutige Zeit fort.
Wusstet ihr, dass das Copyright in Venedig geboren wurde?
Der selbe Marcantonio Sabellico erhielt von der Serenissima im Jahr 1486 ein Copyright auf seine Schriften: So konnte niemand illegale Kopien seiner Werke im Gebiet der Serenissima herstellen. Sabellico hatte sogar die Möglichkeit seinen eigenen Verleger auszusuchen: Er entschied sich für Andrea Torresani, den Schwiegervater des Aldo Manuzio, des Erfinders der Kursivschrift.
*basierend auf der Cronachetta des J. Dondi (13. Jahrhundert)