Wann begann eigentlich die heute weltweit bekannte venezianische Karnevalstradition und wie lange dauerten die Feierlichkeiten früher an? Eine Woche, zwei Monate, …? Lasst es uns zusammen entdecken und einen kurzen Blick auf die Geschichte werfen:
Der Beginn des Karnevals kann bis zum Jahr 1094 zurückverfolgt werden, als unter dem Dogen Vitale Falier diverse Feierlichkeiten vor der Fastenzeit veranstaltet wurden. Ungefähr 200 Jahre später (im Jahr 1296) wurde der Karneval schließlich zum offiziellen Volksfest, als der Senat den letzten Tag vor der Fastenzeit (den Faschingsdienstag) endgültig zum öffentlichen Feiertag erklärte.
Im Gegensatz zum heutigen Karneval, der ungefähr drei Wochen andauert, begannen die Venezianer einst schon am ersten Oktobersonntag mit den Faschingsfeierlichkeiten, die in den letzten Tagen vor der Fastenzeit, sprich am Faschingsdienstag (Februar/März), ihren Höhepunkt erreichten. Das bedeutete praktisch ein halbes Jahr Dauerparty in Venedig: Tja, früher wusste man noch wie man richtig feiert!
Der Karneval dauerte also länger als in anderen Städten und in dieser Zeit ließen die Venezianer („natürlich“) die Arbeit schleifen um diversen Vergnügungen zu frönen: Es wurden Bühnen entlang der Riva degli Schiavoni, in den campi und auf dem Markusplatz aufgebaut, wo sich zahlreiche Gaukler, Seiltänzer und Akrobaten zur Schau stellten. Es wurde musiziert (stellt euch nur den Verschleiß an Trommeln in einem halben Jahr vor) und Straßenhändler streiften durch die calli um Früchte, frìtole und andere Süßigkeiten jeder Art anzupreisen. Im Fondaco dei Tedeschi (einst ein Warenlager, dann Hauptpost und im Moment von der Firma Benetton zu einem Einkaufszentrum umgewandelt) wurde ein öffentlicher Ball, der drei Tage und drei Nächte andauerte, ausgerichtet auf dem sich die Venezianer – verkleidet als Pantalone, Brighella, Arlecchino oder mit einem einfachen schwarzen Mantel tabarro und einer Maske bauta – mal so richtig gehen lassen konnten. Beliebte Volksspektakel waren auch der Volo dell’Angelo „Engelsflug“ und die Forze d’Ercole „Aufgaben des Herkules“, bei denen dutzende von durchtrainierten muskulösen Männern (deshalb wahrscheinlich der Vergleich mit Herkules?) lebendige Türme und Figuren bildeten.
Mit dem Fall der Republik Venedigs Ende des 18. Jahrhunderts verschwand die Karnevalstradition für praktisch 200 Jahre von der Bildoberfläche, da von der französischen und österreichischen Besatzung nicht gern gesehen, und wurde erst im Jahr 1979 wieder zum Leben erweckt, um heute eine der wichtigsten und bekanntesten Veranstaltungen des Jahres darzustellen, die nicht nur in die ganze Welt übertragen, sondern auch von multinationalen Firmen gesponsert wird.
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