Falls ihr euch am zweiten Karnevalssonntag zufällig um die Mittagszeit am Markusplatz aufhalten solltet, wundert euch nicht über die tausenden Zuschauer, die gebannt himmelwärts starren, denn an diesem Tag findet eines der wichtigsten Spektakel der Karnevalszeit statt: der Volo della Colombina/dell’Angelo (Tauben-/Engelsflug).
Der erste Engelsflug geht auf das 16. Jahrhundert zurück, als ein türkischer Seiltänzer von der Loggia des Campanile bis zu einem Boot, das vor dem Markusplatz ankerte, balancierte. Dieser akrobatische Akt (der deshalb anfangs auch Svolo del Turco „Türkenflug“ genannt wurde) hatte einen derartig großen Erfolg beim Publikum, dass dieser jedes Jahr erneut von professionellen (türkischen und später venezianischen) Seiltänzern aufgeführt wurde, die vom Campanile bis zur Loggia des Dogenpalastes balancierten, wo sie von eben jenem Dogen empfangen, beglückwünscht und belohnt wurden.
Als jedoch Mitte des 18. Jahrhunderts dieses Spektakel mit dem Sturz/Tod eines Akrobaten endete, beschloss man dieses durch einen symbolischen Akt zu ersetzen und ließ daher eine Holztaube vom Campanile herab, worauf heute noch die Bezeichnung Volo della Colombina „Taubenflug“ zurück geht.
Heutzutage schwebt ein kostümiertes Mädchen – die Gewinnerin des letztjährigen Marienwettbewerbs – vom Campanile des Markusplatzes bis zum Gran Teatro di Piazza San Marco, das extra für den Karneval aufgebaut wird (falls ihr an Plätzen interessiert seid, findet ihr hier die Preise).
Am darauffolgenden Sonntag könnt ihr den Volo dell’Aquila „Adlerflug“ sehen, bei dem entweder ein bekanntes Model, eine Athletin, … vom Campanile herabschwebt (2014 Carolina Kostner) – bin schon gespannt, wer es dieses Jahr sein wird – und der in Mestre mit dem Volo dell’Asino „Eselsflug“ in der Piazza Ferretto auf die Schippe genommen wird.
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