Wir alle kennen die Schaltfläche K aus Microsoft Word, aber habt ihr euch jemals gefragt, wer eigentlich die Kursivschrift erfunden hat? Tatsächlich haben wir diese einem Mann aus dem 15. Jahrhundert zu verdanken: Aldo Manuzio.
Wir wissen heute nicht sehr viel über Manuzios Ursprung. Er wurde ungefähr zwischen 1449 -1452 in Bassiano, südlich von Rom, geboren, studierte Griechisch und Latein und hatte ab 1482 Kontakt mit einem gewissen Giovanni Pico, besser bekannt als Pico della Mirandola*. Pico war auch einer der ersten Kapitalgeber Aldos, der sich mit circa 40 Jahren in Venedig niederließ um dort einen Verlag zu gründen.
Venedig verwandelte sich in jenen Jahren von einer Handelsmacht zur Republik des Humanismus und der Geisteswissenschaften bzw. in eines der wichtigsten Zentren des Buchdrucks in Europa.
Manuzio spezialisierte sich auf den Druck klassischer lateinischer und griechischer Schriften und produzierte die erste gedruckte Ausgabe der Werke des Aristoteles. Dies hatte er nicht alleine geschafft: Einer seiner wichtigsten helfenden Hände war der Graveur Francesco Griffo (aus Bologna), der eng mit Manuzio zusammen arbeite und für diesen eine Serie von Schrifttypen entwickelte.
Nach kaum 10 Jahren Verlagstätigkeit in Venedig schuf Manuzio eine seiner wichtigsten Erfindungen, die wir noch heute, ohne es zu wissen, tagein tagaus verwenden: Im Jahr 1500 hatte er in den Epistole di S. Caterina da Siena das erste Mal einen neuen Schrifttyp experimentiert, der sich an der Eleganz und Schönheit der handgeschriebenen Dokumente der Höfe des 15. Jahrhunderts inspirierte und „aldinischer Buchstabe“ genannt wurde. Dieser Schrifttyp, der nach Anleitung des Manuzio von Francesco Griffo produziert worden war, wurde später umbenannt und hieß nun im Französischen „italique“ und im Englischen „italic“. Sehr passend wenn man den Ursprung dieses Schrifttyps erwägt: Italien. Im deutschsprachigen Raum kennen wir den „aldinischen Buchstaben“ besser als Kursivschrift.
Manuzio war außerdem der Erste, der das „formato in ottavo“**, das uns heute als Taschenbuchformat geläufig ist, für klassische Texte modisch machte. Dieses Format existierte bereits für religiöse Texte, aber Manuzio war der Erste, der dieses auch in Massenproduktion für den Druck der griechischen und lateinischen Klassiker verwendete. Der Vorteil war klar: Dieses Buch konnte man überall lesen und mit sich führen, im Gegensatz zu seinem großformatigen Bruder.
Manuzio sei Dank können wir heute Bücher à la Rory Gilmore (Gilmore Girls) in unseren Handtaschen mitnehmen und uns so die Zeit im Bus, im Zug oder im Flughafen mit Lektüre vertreiben.
*Pico della Mirandola war ein Philosoph der Renaissance, der über die Willensfreiheit des Menschen schrieb und in Konflikt mit dem Papst geriet.
**Das Oktavformat ist ein Blatt Papier das 4 Mal gefaltet wird, wodurch man 16 Blätter und 32 Seiten erhält.