Er musste so stark über einen schlagfertigen Witz über seine Schwestern lachen, dass er vom Stuhl fiel und starb: Ein „unglaubliches und ironisches“ Ende für einen der bissigsten Schriftsteller des 16. Jahrhunderts, der am Friedhof der Kirche San Luca in Venedig begraben wurde. (Heute steht auf diesem Friedhof ein Wohngebäude, wo übrigens noch heute der Geist Pietros umgehen soll!)
Seine jungen Jahre …
Wie sein Nachname uns verrät kam Pietro aus Arezzo in Umbrien. Wir wissen nicht sehr viel über seinen Vater, aber seine Mutter stand diversen Malern Modell für Madonnenbilder, was den Stolz des Sohnes Pietro enorm schürte.
Mit nur 12 Jahren ging er nach Perugia und musste die Stadt Hals über Kopf verlassen, da er sich einen ungewöhnlichen Streich erlaubt hatte: Er hatte einem Madonnenbild einfach eine Mandoline hinzu gefügt.
Bissige Schriften in Rom
Pietro verschwand ein paar Jahre von der Bildfläche (vielleicht war er ein Kneipenwirt, ein Straßensinger oder dein Galeerensträfling?) bis er in der ewigen Stadt wieder auftauchte, wo er für den Bankier Agostino Chigi arbeitete, der in seinem Haus Künstler und Intellektuelle willkommen hieß.
In Rom gab es damals (und noch heute) eine Statue mit dem Namen Pasquino auf welcher die Römer ihre witzigen und satirischen Kommentare zum Zeitgeschehen anhefteten. Daher wurden diese Schriften Pasquillen genannt. Auch Pietro begann hier bissige Kommentare zu veröffentlichen, wurde in ganz Rom bekannt und so bald einer der Gäste an der Tafel des Agostino Chigi.
Als nun Papst Leo X starb (ein Medici) und Hadrian IV an die Macht kam (ein Holländer) gegen den Aretino diverse bissige Kommentare verfasst hatte, musste Pietro die ewige Stadt verlassen und wurde am Hof der Gonzaga in Mantua als Hofdichter angestellt. Dort blieb er jedoch nicht sehr lange, denn Hadrian IV starb bald und so konnte er nach Rom zurück kehren.
Gossip bringt Geld
Francesco Berni schrieb übe Pietro:
Er bestreitet seinen Unterhalt, indem er infame Lästerungen von sich gibt. Er hat ein geschliffenes Mundwerk und kennt jede kompromittierende Anekdote dieser Stadt. […] Jedermann fürchtet seine satirische Ader, und ihm macht es Spaß sich einen zynischen, schamlosen Lästerer nennen zu hören.
Tatsächlich hatte Pietro schnell festgestellt, dass die literarische Betätigung eine unversiegbare Geldquelle war: Sobald er jemanden öffentlich in seinen Schriften lobte klangen die Münzen und falls dieser nicht zahlen wollte, so hätte er riskiert, dass Aretino unangenehme Details über sein Privatleben preis gegeben hätte.
Ab nach Venedig …
Nach einem Attentat auf sein Leben begab sich Aretino nach Venedig, wo er einen Palazzo am Canal Grande mietete und Hof hielt. Er nannte die bekanntesten Namen des 16. Jahrhunderts seine Freunde, u.a. Tizian (der ihn sechs Mal malte) und Jacopo Sansovino.
Seine Schriften waren jedoch nicht nur bissig, sondern auch zügellos und pornographisch: Stellt euch vor, seine Kurtisanengespräche wurden diverse Male gedruckt und neu aufgelegt!