Das Geräusch der Perlen, die zu Boden fielen, gleich schweren Regentropfen die auf gepflasterte Straßen treffen, erfüllte den Festsaal. Giovanni* bückte sich gleichzeitig mit der Dame, deren Kette gerissen war, um diese einzusammeln.
Ihre Blicke trafen sich und Giovanni spürte einen regelrechten elektrischen Schlag, der seinen Körper durchfuhr … und verliebte sich auf den ersten Blick in die schöne Marchesa.
Luisa Casati
Luisa Casati liebte es ihre leuchtend grünen Augen mit schwarzem Kajal zu unterstreichen, sich den Saft der Tollkirsche in die Augen zu tröpfeln um ihre Pupillen zu weiten (geweitete Pupillen waren damals in Mode!) und falsche Wimpern zu verwenden: Ihr ganz spezieller Liebestrunk!
Abgerundet wurde dieser „Look“ durch ihre weiße Porzellanhaut (Puder!) und ihre feuerrote Lippen.
D’Annunzio nannte sie die „Divina Marchesa“, die göttliche Marchesa, während sie für Jean Coctreau „die schönste Schlange im Erdenparadies“ war.
Luisa war eben exzentrisch, liebte es im Luxus zu schwelgen, sich mit Künstlern zu umgeben und sich selbst als Kunstobjekt zu sehen und zu inszenieren. Nicht zuletzt in ihrem eigenen Heim am Canal Grande (Ca‘ Venier dei Leoni, heute das Guggenheim Museum) in welchem sie einen regelrechten Zoo unterbrachte: Einen Geparden, Albinoamseln (die sie je nach Stimmung anders einfärben ließ), Affen, Papageien, Leoparden und eine Boa mit der sie es liebte sich fotografieren zu lassen – natürlich in den Kleidern des Leon Bakst, Designer der russischen Ballets, der sich persönlich um die Kreation ihrer Garderobe kümmerte.
Nächtliche Spaziergänge komplett …
Doch sie liebte es auch ihren Geparden bei Nacht im Markusplatz spazieren zu führen: Komplett nackt und nur von einem Dienstboten begleitet, der sie mit einer Fackel erleuchtete, damit jeder sie bewundern konnte.
Dieser Lebensstil hatte jedoch seine Kosten und so begann die „divina marchesa“ in Schulden zu versinken. So ging sie nach London und fand „Unterschlupf“ bei ihrer Tochter und Nichte.
Luisa Casati starb im Jahr 1957.
Ca’ Venier dei Leoni wurde nach der “göttlichen Marchesa” das Heim einer anderen exzentrischen Dame, Peggy Guggenheim, die “letzte Dogaressa”**.
*Boldini
**Ehefrau des Dogen