Der schwarze Tod
Schon über 200 Jahre lang plagte die Pest die europäischen Länder, als der Senat am 8. September 1576 das erste Mal in der Geschichte der Republik einen Eid ablegte: Dem Erlöser Jesus Christus sollte ein Tempel auf der Insel Giudecca geweiht werden, falls dieser die Epidemie stoppen würde.
Damit nicht genug: Außerdem sollte jedes Jahr eine Prozession zu jener Kirche an das Ende der Epidemie und die himmlische Hilfe erinnern!
Nach zwei Jahren Tod und Trauer und einer Bilanz von 50.000 Toten (Venedig hatte damals ca. 180.000 Einwohnern) wurde die Stadt am dritten Sonntag im Juli 1577 pestfrei erklärt (ganz wie heutzutage die weißen Covid-Zonen in Italien).
Der Kirchenbau
Das Projekt des Kirchenbaus wurde niemand geringerem als Andrea Palladio anvertraut, einer der Star-Architekten jener Zeit, der die Kirche San Giorgio Maggiore und die Fassade der Kirche San Francesco della Vigna geprägt hat.
Seit 1577, nunmehr fast 500 Jahre, wird die denkwürdige Befreiung der Stadt von der Pest – nicht die einzige, aber eine der schlimmsten Epidemien der Stadtgeschichte (!) – jedes Jahr erneut am dritten Julisonntag gefeiert. Hier findet ihr mehr dazu in meinem Blog-Artikel.
Doch warum wurde gerade die Insel Giudecca als Ort für diesen Votivtempel gewählt?
Im Jahr 1577 kursierte ein Flugblatt, das über die Existenz eines Brunnens im Kloster Santa Croce auf der Insel Giudecca sprach dessen Wasser anscheinend Wunder vollbringen könne: Im Juni 1464 war dort ein junger Mann, ganz in schwarzen Samt gekleidet und bewaffnet mit einem Schwert, erschienen. Dieser junge Mann hatte damals das unmittelbare Ende der Pest vorausgesagt.
Die Bevölkerung war nun seit Monaten vor Angst geplagt, die Toten häuften sich in den Straßen, die Quarantäneinseln waren zum Bersten voll. Kurz gesagt: Die Situation war hoffnungslos. Doch dieses Flugblatt brachte einen Hoffnungsschimmer in den Alltag der Menschen, die nun begannen zu jenem wundertätigen Brunnen auf der Insel Giudecca zu pilgern. Aus diesem Grund ließ der Priester der Kirche S. Eufemia (Giudecca) ein Bild des Heiligen Sebastian (einer der Heiligen, der zum Schutz vor der Pest angebetet wird) in den Brunnen hinunter.
Der Eid
Der Senat unterstützte diese Pilgerfahrten der Bevölkerung und beschloss aus diesem Grund diesen Ort für den Bau einer neuen Kirche zu nutzen, der erste Pest-Votivkirche der Republik.
Falls ihr mehr zur Pest in Venedig erfahren möchtet, dann begleitet mich doch auf meiner Tour auf den Spuren des schwarzen Todes durch Venedig. Ihr findet die Tour in der Kategorie „Einzigartige Touren“.