Da ich bei unserem letzten Ausflug nach San Servolo, als wir auf das Vaporetto Nr. 20 warteten, festgestellt habe, dass auf der Nachbarinsel San Lazzaro degli Armeni täglich eine Führung angeboten wird, entschieden wir uns dieses Wochenende zu einem Besuch der ehemaligen „Leprakrankenkolonie“.
Kurz zur Geschichte
San Lazzaro beherbergte bis zum Jahr 1182, als Uberto di Sant’Ilario die Insel in einer Schenkung an den Venezianer Leone Paolini übergab, einen Benediktinerorden. Paolini ließ dort eine Kirche (die Leo dem Großen geweiht war) und ein Hospiz errichten, das den Leprakranken bis zum 15. Jahrhundert Asyl bieten sollte: Der Schutzpatron der Leprakranken ist San Lazzaro. Daher der Begriff „lazzaretto“ bzw. „Lazarett“ im Deutschen bzw. der Name der Insel.
Anschließend blieb die Insel eine lange Zeit unbewohnt, genauer gesagt bis zum Jahr 1717, als einige armenische Mönche, um Mechitar von Sebasteia, die Insel San Lazzaro vom Senat der Republik Venedig erhielten, dort ihr Kloster gründeten/aufbauten und die Insel im Nordwesten auf ihre heutige Größe von ca. 3 Hektar erweiterten. San Lazzaro ist eines der ersten und heute noch wichtigsten Zentren der armenischen Kultur bzw. Mutterhaus des Mechitaristenordens (weiteres Zentrum ist Wien). Heute leben dort noch 20 Mönche, die verschiedene Rosenarten kultivieren, deren Aromen in der Vartanush, einer Marmelade aus Rosenblättern, eingefangen werden.
Einer der prominentesten Besucher ist Lord Byron, der dort während seines Aufenthaltes die umfangreiche Bibliothek zum Erlernen der armenischen Sprache nutzte.
Die mehrsprachigen Führungen beginnen gleichzeitig und werden von einem der armenischen Mönche und einem guide durchgeführt: Gezeigt werden die Kirche San Lazzaro (wo sich noch heute das Grab des Mechitar von Sebasteia befindet), die Pinakothek, die Bibliothek und das Refektorium. Vor allem die Pinakothek und die Bibliothek haben es mir angetan und lassen jedes Geschichteliebhaberherz (was für ein Wort) höher schlagen. Nur um einige Beispiele der Ausstellungsgegenständ zu nennen: die Mumie des Nemenkhet Amon (Priester in Karnak/Ägypten) aus dem 7. Jahrhundert vor Christus (eine der besterhaltenen Mumien, die es heute noch gibt), die armenische Kopie einer griechischen Biographie Alexander des Großen (das griechische Original wurde im legendären Brand der Bibliothek Alexandrias zerstört), ein Gemälde Tiepolos, viele weitere Manuskripte und Enzyklopädien zur ägyptischen Geschichte (auch Erstauflagen!) etc etc. Wenn man bedenkt was für ein Schatz auf dieser unscheinbaren Insel verborgen liegt … unglaublich! Am Ende der Führung gibt es noch die Möglichkeit eine Erinnerung im Museumsshop zu erstehen. Meine Empfehlung: die angesprochene Marmelade aus Rosenblättern (7€). (Diese Marmelade ist der Wahnsinn! Das Aroma und der Geschmack: Jedes Mal wenn ich das Gläschen erneut in die Hand nehme und öffne hab ich das Gefühl in einem Rosengarten zu sein … einfach unglaublich!)
Wie komme ich dort hin
Das Vaporetto Nr. 20 legt bei San Zaccaria um 15.10 ab und kommt gute 20 Minuten später auf San Lazzaro an. Die Führung beginnt zeitgleich mit eurer Ankunft gegen 15.30 (bzw könnt ihr natürlich schon vorher auf die Insel übersetzen und noch einen Rundgang durch die Gärten machen) im Kloster und wird in drei Sprachen angeboten (Französisch, Englisch, Italienisch).
Kostentechnisch müsst ihr mit €6/€3 (Erwachsene/Kinder & Studenten) rechnen. Die Führung dauert ca. 1.5 – 2 Stunden, sprich bis zur Ankunft des Vaporettos um 17.25, das euch retour nach Venedig bring.
Ganz wichtig: Das Kloster kann nur mit Führung besucht werden (bei Gruppen von max 25 Personen ist eine vorherige Terminvereinbarung notwendig), d.h. gratis ist nur die Besichtigung der Gärten, die das Kloster umgeben.