Die Belagerung der Stadt hatte beinahe ein Jahr gedauert. 100.000 osmanische Soldaten hatten Famagusta (Zypern*) ein Jahr lang unter Beschuss gehalten. Ihnen gegenüber standen 4.000 venezianische Soldaten und ungefähr 3.000 Zivilisten, die in der Stadt Schutz gesucht hatten.**
50.000 Gefallene (auf osmanischer Seite) später, am 2. August 1571, kapitulieren Famagusta und Venedig angesichts der osmanischen Übermacht und der ausweglosen Situation.
Die Kapitulation
Lala Mustafa Pascha, dem General der osmanischen Flotte, lag sehr viel daran den tüchtigen venezianischen Kommandanten, der ihm so lange Widerstand geleistet hatte, kennen zu lernen: Er empfing Marcantonio Bragadin und seine Mitstreiter mit allem Pomp und Glanz in seinem Zelt und rühmte diese für ihren langen Widerstand. Doch plötzlich schlug die Stimmung des Pascha um, wie ein Sturm der plötzlich am Meer aufkommt: Bis heute ist unklar wie es dazu gekommen war (Die lange Belagerung, die seine Kriegstüchtigkeit und seine Ehre vor seinem Sultan geschmälert hatte oder die Hochmütigkeit des Bragadin?).
„Wo sind meine Landsmänner, die ihr gefangen genommen habt?“, fragte Lala Mustafa Pascha mit bedrohlicher Stimme.
„Einige sind noch hier, andere sind in Venedig“, antwortete Bragadin.
Doch Lala Mustafa glaubte ihm nicht. Er warf Bragadin vor, dass die türkischen Gefangenen von den Venezianern umgebracht worden waren, wurde immer wütender und begann nun seine Wut an den Gefangenen auszulassen.
Die Tortur
Marcantonio Bragadin wurden beide Ohren abgeschnitten bevor er ins Gefängnis geworfen wurde, zwei seiner Mitstreiter wurden vor seinen Augen geköpft während sich die Krieger des Lala Mustafa in die Stadt begaben um diese zu plündern und zu brandschatzen.
Am 17. August 1571 begann die schreckliche Tortur des Marcantonio Bragadin, die sogar Ramsay Boltons (Hallo Game of Thrones-Fans!) Grausamkeit in den Schatten stellt: Ohne alle grausamen Details aufzulisten, sei gesagt, dass Marcantonio dazu gezwungen wurde unter der sengenden Sonne eine Grube kontinuierlich mit Erde zu füllen und zu leeren, dass er auf eine Holzplanke gebunden und wie eine Fahne auf einem der Schiffe unter der sengenden Sonne gehisst wurde, bevor er an eine Säule gebunden und bei lebendigem Leib gehäutet wurde. Diese sollte jedoch nicht seine letzte Tortur sein: Obwohl er schon seinen letzten Atemzug getan hatte, wurde die Haut des Marcantonio mit Stroh gestopft um ein Abbild seiner selbst, eine Puppe, herzustellen, die anschließend auf eine Kuh (oder Esel) gesetzt und durch die Straßen gebracht wurde: Der letzte Gang des Marcantonio Bragadin.
Der letzte Gang des Marcantonio Bragadin
Beinahe der letzte: Die gräuliche „Kriegstrophäe“ des Lala Mustafa wurde anschließend ins Arsenal Konstantinopels gebracht, bevor es ein venezianischer Händler schaffte diese zu stehlen und 1580 nach Venedig zu bringen, wo sich diese noch heute befindet: In der Kirche San Giovanni e Paolo.
*Zypern gehörte damals zu Venedig
**die genauen Zahlen sind bis heute jedoch nicht genau bekannt